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Coachingbrief 204

Inflation (2. Teil) und Deflation

Sehr geehrter Herr Bunte,
vor einigen Wochen haben wir uns mit der Inflation beschäftigt. Ein Thema, das wir nicht ignorieren dürfen. Denn Inflation wird dem Wissenden zum Freund, aber dem Unwissenden zum Albtraum. Bitte überfliegen Sie noch einmal den Brief 198, in dem dieses Phänomen, seine Ursachen und die Hintergründe erklärt werden.
Die tatsächliche Inflation ist viel höher, als man uns glauben machen will. Unser Geld verliert in weniger als fünfzehn Jahren die Hälfte seines Werts. Nichts spricht dafür, dass dies in den nächsten Jahren anders sein wird. Denn auch die Möglichkeiten der EZB sind aus heutiger Sicht begrenzt. Aber das ist nichts, was uns ängstigen müsste.

Schauen wir uns zuerst an, warum die EZB die Inflation wahrscheinlich nicht wirklich verhindern kann. Und es wohl auch nicht sollte. Solche Maßnahmen sind nämlich nicht ungefährlich, insbesondere wenn sie dann zu einer Deflation führen.

Die Aufgabe der EZB
Die europäische Zentralbank sollte eigentlich unabhängig von der Politik sein. Ihre wichtigste Aufgabe war es, den Euro zu stabilisieren. (Ich sage bewusst "war".) Ihn also vor Inflation zu schützen.
Wie wir im Brief 198 gesehen haben, kann sie zu diesem Zweck die Geldmenge verringern. Wenn weniger Geld da ist, wird es mehr wert. Das ist das Gegenteil von Inflation. Und die EZB kann die Zinsen erhöhen. Dadurch werden Kredite teurer und Unternehmen und Menschen leihen sich nicht so schnell Geld. Auch dadurch ist wieder weniger Geld vorhanden. Und wenn weniger Geld im Umlauf ist, dann wird weniger gekauft. Wer dennoch etwas verkaufen will, muss die Preise senken. All das kann die EZB auslösen. Aber in der EU ist das so einfach nicht.

Denn die EZB muss auch berücksichtigen, dass viele europäische Staaten derzeit ein Problem damit haben, ihre Schulden zu begleichen. Wenn sie jetzt die Zinsen zu stark erhöht, sind die ohnehin vom Bankrott bedrohten Staaten noch gefährdeter. Folglich muss die EZB jetzt auch Politik machen. Sie darf sich nicht mehr einfach nur um die Stabilität des Euros kümmern. Sie darf nicht einfach "blind" gegen die Inflation angehen. Sie muss das große Ganze im Auge behalten.

Dadurch ist der letzte Schutzwall vor der Inflation gebrochen. Ich schreibe diesen Brief im Frühling 2012: Natürlich weiß ich nicht, wie sich die Inflation weiterhin entwickeln wird. Aber es sprechen doch gute Gründe dafür, dass sie in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren bei bis zu fünf Prozent (hoffentlich nicht noch höher) liegen wird. Ich spreche hier natürlich von der tatsächlichen Inflation. Nicht von der, die uns von Statistikern vorgerechnet wird, um uns zu beruhigen. Mir wäre eine solche Inflation im Übrigen gar nicht unlieb, denn sie wäre mit Abstand die sanfteste Lösung. Und eine Lösung brauchen wir!
Dennoch bleibt natürlich die Tatsache: Die Inflation frisst unser Geld. Also was tun?

Inflation als Feind ...
Wer sein Geld in Geldwert hält, der wird durch die Inflation ärmer. Geld auf dem Sparbuch oder in Bundesschatzbriefen … entwertet sich immer weiter. Wie bereits erwähnt, ist das Geld auf Ihrem Sparbuch nach weniger als fünfzehn Jahren in seiner Kaufkraft halbiert. Das heißt: Wenn Sie heute für einen bestimmten Betrag noch hundert Liter Sprit kaufen können, so sind es in fünfzehn Jahren nur noch fünfzig Liter.

… oder Freund
Andererseits ist Inflation Ihr größter Freund, wenn Sie in Sachwerten investiert sind. Dazu gehören Immobilien und Aktien sowie Aktienfonds. Darum gilt: Investieren Sie immer einen größeren Betrag Ihres Vermögens in Sachwerten.

Jetzt könnten Sie fragen: Warum denn nicht alles? Schließlich entwertet sich doch das Geld, das auf einem Sparbuch oder in Festgeld angelegt ist. Damit haben Sie auch recht. Aber wir wissen nicht definitiv, ob wir mit unserer Prognose recht haben. Zwar deutet alles darauf hin, dass wir in den nächsten Jahren eine Inflation sehen werden; aber sollten wir eine Deflation erleben, so würde sich die Situation ganz anders darstellen.

Deflation verstehen
Die meisten Menschen fürchten eine Inflation. Dazu gibt es keinen Anlass; jedenfalls nicht, wenn man sich auskennt. Aber eine Deflation ist etwas anderes. Sie mündet praktisch immer in eine Wirtschaftskrise. Hier ist Furcht also durchaus berechtigt.
Bei einer Deflation steigt der Wert des Geldes. Die Menschen kaufen dann weniger. Insgesamt entsteht eine Negativspirale. Der Ursprung der Deflation ist dabei nicht immer eindeutig. Ein Auslöser kann sein, dass Zentralbanken zu stark gegen die Inflation gesteuert haben. Sie haben dann dem Markt zu viel Geld entzogen.

Aber auch eine Bankenkrise kann der Auslöser sein, wie 2008 befürchtet. Wenn keine Bank der anderen mehr Geld leiht, dann ist bald zu wenig Geld im Umlauf. Und dadurch wird Geld wertvoller. Wird das Geld wertvoller, wird jedoch weniger gekauft.

Negativspirale
Es entsteht eine Negativspirale; und die ist leicht zu erklären: Wenn weniger gekauft wird, haben die Anbieter ein Problem. Sie brauchen doch den Konsumenten, sonst können sie nichts verdienen. Sie müssen aber verdienen, um Löhne zu bezahlen, zu investieren usw. Also versuchen sie einen Anreiz zu geben, ihre Produkte doch zu kaufen. Das geht am besten, in dem sie die Preise kräftig senken.

Sinkende Preise haben allerdings eine gefährliche Signalwirkung: Weil viele Menschen denken, dass die Preise noch weiter fallen, warten sie lieber mit den nächsten Anschaffungen. Es wird also noch weniger gekauft. Den Händlern fällt in dieser Situation nur eins ein: Die Preise müssen weiter fallen. Bald können die Händler die Einkaufspreise für die Produkte nicht mehr bezahlen. Sie wollen auch gar keine neue Ware bei den Herstellern einkaufen, solange sie ihre Bestände nicht verkauft haben. Jetzt erreicht das Problem die Produzenten. Auch sie können immer weniger verkaufen.

Sowohl Hersteller als auch Händler müssen Mitarbeiter entlassen. Aber jeder Arbeitslose ist ein Mensch mit verringerter Kaufkraft. Es wird noch weniger gekauft, die Preise sinken erneut, noch mehr Menschen werden entlassen ...

Das geht so lange weiter, bis die Ersten wieder kaufen, weil jetzt alles so billig ist. Oder bis die Politik ein geeignetes Mittel findet, um dieser Negativspirale entgegenzuwirken. Jedenfalls kauft ein Teil der Konsumenten wieder ... Irgendwann werden dann die ersten neuen Arbeitnehmer eingestellt, die aufgrund ihres Einkommens wieder mehr kaufen können ... Die Spirale dreht sich jetzt langsam nach oben. Solche Zyklen wird es im Kapitalismus immer geben. Sie sind in seinem genetischen Code verankert.

Sie sehen: Wir sollten eine Deflation sehr viel mehr fürchten als eine Inflation. Zwar beobachten wir im Moment keine deflationären Anzeichen, aber niemand hat eine Kristallkugel und kann in die Zukunft schauen. Doch zurück zu unserer Frage: Warum überhaupt Geld in Geldwert lassen?

Was bedeutet das für uns Anleger?
Aus Anlegersicht passiert während einer Deflation mit den Sachwerten etwas Ähnliches wie mit den Waren: Unsere Sachwertanlagen werden dann weniger wert, inklusive unserer Immobilien. Darum sollten wir immer auch einen Teil unseres Geldes in Geldwerten halten. Denn bei einer Deflation wird Geld immer wertvoller.
Wird das Geld immer wertvoller, heißt das: Wir können immer mehr und immer billiger kaufen. Zum Beispiel auch Immobilien. Die Basis für große Vermögen ist häufig während einer Deflation entstanden, weil einige Menschen genug Bargeld besaßen, um viele Immobilien zu kaufen.

Wir brauchen also immer einen bestimmten Teil unseres Vermögens in Geld. Aber etwa 65 Prozent sollten in Sachwerten angelegt sein. Denn eine Inflation ist das viel häufigere Szenario und auch viel wahrscheinlicher. Halten wir fest: Solange wir rund zwei Drittel unseres Vermögens in Sachwerten angelegt haben, ist die Inflation unser Freund. Aber es gibt Weiteres zu bedenken …

Inflation als Chance
Eine zweite Möglichkeit, die Inflation zu seinem Freund zu machen: Nehmen Sie Schulden auf. Aber intelligente Schulden. Hier spreche ich also selbstverständlich nicht von Konsumschulden, sondern von Immobilienkrediten. Auch hier müssen wir natürlich vorsichtig sein, denn diese Kredite müssen wir bezahlen können. Und sollte eine Deflation kommen, so wären diese Kredite immer schwieriger zu bedienen.
Eine dritte Möglichkeit besteht darin, immer mehr zu verdienen. Wir könnten dann gewissermaßen die Inflation rechts überholen. Aber bleiben wir ehrlich zu uns selbst: Wenn die tatsächliche Inflation fünf Prozent beträgt und wir fünf Prozent mehr verdienen, dann hat sich unser Einkommen de facto gar nicht gesteigert. Wir treten dann auf der Stelle. Wir haben nur einen Inflationsausgleich erzielt. 
Das ist übrigens ein gutes Argument für eine Gehaltserhöhung: "Ich will ja gar nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und darum sollten wir den Verlust durch die tatsächliche Inflation ausgleichen. Ich habe das verdient, denn …" Und jetzt die Gründe aufzählen.

Wir sollten also tatsächlich anstreben, regelmäßig mehr zu verdienen. Andernfalls geht unser Einkommen faktisch zurück. Und es sollte auch mehr sein als die tatsächliche Inflation, sonst treten wir auf der Stelle. Das ist für unser Selbstvertrauen auf Dauer nicht gut. Ich erinnere hier deshalb an unsere Positionierungsstrategien, mit deren Hilfe wir unser Einkommen innerhalb von wenigen Jahren verdoppeln bzw. vervielfachen können.

Fazit
Früher oder später ist eine Inflation unvermeidbar. Sie wird unser Geld vernichten, aber unsere Sachwerte teurer machen. Für unser Geld ist die Inflation ein Feind; für unsere Sachwerte ist sie der beste Freund.
Denn wer freut sich nicht, wenn sein Haus immer wertvoller wird? Fünf Prozent Inflation bedeuten fünf Prozent Wertsteigerung für Ihr Haus. Zumindest langfristig sollte das so kommen. Und fünf Prozent bedeuten, dass Ihr Haus in knapp fünfzehn Jahren doppelt so viel wert ist. Ja, Inflation ist der Freund Ihrer Sachwerte!

Durch Inflation verdienen können wir erstens, indem wir in Sachwerten anlegen; und zweitens, indem wir Immobilien auf Kredit kaufen. Die Schulden werden dann buchstäblich weniger im Verhältnis zu unserem Einkommen. Drittens sollten wir mehr verdienen, und zwar mehr, als es der Inflationsrate entspricht. Das ist in Zeiten stärkerer Inflation viel leichter möglich. Denn die Stimmung ist gut, die Wirtschaft brummt. Inflation ist damit auch der Freund eines guten Einkommens!

Inflation fürchten muss nur derjenige, der nicht bereit ist, überschaubare Risiken einzugehen, und der darum sein ganzes Geld in Geldwerten angelegt hat. Die Inflation frisst solchen Menschen jedes Jahr einen Teil ihres Geldes weg. Ein wirklich freier Mensch aber kann Risiken eingehen und vermag es auch, diese zu bewerten. Er weiß, was er tut, und er bleibt ruhig. Er versteht, dass Inflation unvermeidbar ist. Er versteht auch, dass er sehr gut mit ihr wird leben können.

Er regt sich über die tatsächliche Inflationsrate nicht auf. Allenfalls lächelt er müde über die Versuche der Politik, die Inflation als geringer darzustellen, als sie tatsächlich ist. Er nutzt die Inflation, so gut er kann. Wer mehr verdient, muss eine Inflation in Bezug auf sein Einkommen nicht fürchten. Wer in Sachwerten investiert, kann sich über sie freuen. Und wer in Maßen Kredite für den Immobilienerwerb aufgenommen hat, der wird mit Freude sehen, wie seine Schulden weniger werden.

Eine Bitte zum Schluss: Wenn Sie für Ihre Altersvorsorge eine finanzielle Strategie entwickelt haben, so bitten Sie Ihren Finanzberater, diese einmal anhand von zwei, drei Inflationsszenarien durchzurechnen. Auf diese Weise können Sie leicht klären, ob Sie inflationssichere Anlagen gewählt haben. Natürlich nicht ausschließlich, aber zumindest in ausreichendem Maße. Für Gewinner gilt: Sie haben keine Angst vor der Welle der Inflation. Sie lernen, elegant auf diesen Wellen zu surfen.
Wahrer Wohlstand ist unser Geburtsrecht.

Bodo Schäfer
 
Aus Coaching Briefen Bodo Schäfer
 
To do:
1. Machen Sie mit Ihrem Finanzberater einen Termin aus. Bitten Sie ihn, Ihre bestehenden Anlagen mit einer Inflationstabelle zu "relativieren".

2. Sollten Sie bereits über einen Lebensfinanzplan verfügen, so bitten Sie Ihren Berater, auch diesen einmal durch Einbeziehung der Inflation zu relativieren.

3. Überlegen Sie, inwieweit Sie an ein Inflationsszenario glauben. Falls Sie eine Inflation für wahrscheinlich halten: Welche Maßnahmen können Sie ergreifen?

a) Könnten Sie eine Immobilie kaufen?
b) Sollten Sie stärker in Sachwerten investieren?
c) Wie können Sie mehr verdienen, allein schon, um durch die Inflation faktisch nicht weniger zu verdienen?

3. Die meisten Menschen habe große Angst vor einer Inflation. Wie ängstlich sind Sie? Wenn Sie hier relativ gelassen sind, so können Sie dies durchaus als Erfolg in Ihrem Erfolgsjournal notieren.
  
4. Fünf Erfolge notieren.
 
http://www.neu.moneycoaching.de/finanzielle-freiheit/

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